G710005 Die Romane Arno Geiger; Flusspferde, Papiertonnen und sterbende Könige

Arno Geiger, Jahrgang 1968, hat in den vergangenen Jahrzehnten die deutschsprachige Literatur durch sehr unterschiedliche Romane geprägt. Über sein Frühwerk wird einführend ein Überblick gegeben. In den folgenden Sitzungen steht jeweils einer seiner Romane im Mittelpunkt.

Den Durchbruch schaffte Geiger spätestens mit „Der alte König in seinem Exil“ (2011). Thema ist nicht nur die Demenz seines Vaters, sondern vor allem die Herausforderung dieser Erkrankung für die Angehörigen.

„Selbstporträt mit Flusspferd“ (2015) entfaltet fiktiv die Geschichte Julians, eines Studenten der Veterinärmedizin. Auf der Suche nach einem Ferienjob gerät er in eine völlig fremde Welt. Seine Aufgabe besteht darin, ein beschlagnahmtes Zwergflusspferd zu betreuen. Immer mehr wird der Dickhäuter zum Spiegelbild seiner Seele.

„Unter der Drachenwand“ (2018) erzählt die Geschichte eines verwundeten Soldaten im Jahr 1944. Geiger gelingt es, die recht unterschiedlichen Haltungen zum Nationalsozialismus in einzelnen Figuren zu schildern.

„Das glückliche Geheimnis“ (2023) ist im Grunde eine Autobiografie und zugleich ein Geständnis. Über einige Jahrzehnte hat Geiger in Altpapiertonnen nicht nur nach Büchern gesucht, sondern vor allem nach Dokumenten, nach Briefen und Tagebüchern, um das zu finden, was ein Schriftsteller braucht: tiefe Einblicke in das Wesen des Menschen.

Sein jüngster Roman, „Reise nach Laredo“ (2024), steckt voller Altersweisheiten. Erzählt werden die letzten Lebenswochen von Karl V. Dieser ist neben Luther die wohl einflussreichste historische Figur des 16. Jahrhunderts. 1516 wird er 16-jährig der erste König Spaniens. Ab 1520 ist er zugleich deutscher König und bald danach Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. 1521 ist er eine der beiden Hauptdarsteller einer klassischen Szene der Weltgeschichte: auf dem Reichstag zu Worms hat er über Luther zu richten. Der Roman lässt diese Historie im Hintergrund und fokussiert auf die letzten Lebenswochen samt der Erkenntnisse eines monumentalen Lebens: „Je mehr Wünsche der Mensch hat, desto weniger Freiheit besitzt er.“ „Der Mensch ist das, was ihm bleibt, nachdem er alles verloren hat.“

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